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📚 RÉSUMÉ für das Jahr 2021 📚

Ausgangspunkt ...

der Initiative für die Errichtung einer Gemeindebibliothek waren zufällige Gespräche des Initiators, die sich meist im Umfeld des öfftl. Bücherregals am Rathaus ergaben. Ohne Ausnahme wurde hierbei bedauert, dass Reilingen im Gegensatz zu den umliegenden Gemeinden über keine eigene Gemeindebibliothek verfügt und damit erklärt, dass sich "bisher wohl noch niemand darum gekümmert" habe.

Dem wollte der Initiator mit einem ausführlichen Vorschlag zur Errichtung einer Gemeindebibliothek abhelfen, der zunächst an die Gemeindeverwaltung gerichtet war und, nach Ablehnung innerhalb von nur vier Arbeitstagen, allen Mitgliedern des Gemeindedrates jeweils persönlich zur Kenntnis gebracht wurde.

Die Inhalte der Stellungnahmen, die daraufhin aus vier der fünf Ratsfraktionen (zwei davon nach Erinnerung) eingingen, würdigten die Initiative und signalisierten in einem Fall grundsätzliche Bereitschaft zur Unterstützung. In allen Fällen überwogen jedoch Argumente gegen eine Gemeindebibliothek, während der potenzielle Nutzen für die Bürger weitgehend unreflektiert blieb. Ein ausfühliches Gespräch mit dem Bürgermeister und der Leiterin des Hauptamtes war im Ergebnis ähnlich gelagert.

Die Argumente in Stichworten, dazu kritische Anmerkungen:

"Aufgrund der aktuellen Haushaltssituation ..."

Selbstverständlich kann niemand erwarten, dass die Haushaltsrechnung einer Gemeinde jährlich eine sechsstellige Summe übrig hat, um damit spontan eine Gemeindebibliothek einzurichten. Solange aber Möglichkeiten einer öffentlichen Förderung, wie es sie laut Regierungspräsidium in den vergangenen Jahren immer wieder gegeben hat, ebenso wenig berücksichtigt werden wie die einer Unterstützung durch einen Förderverein oder einer Anschubhilfe durch einen Software-Weltmarktführer, von dem sich eine wachsende Anzahl von Mitarbeitern in Reilingen zuhause fühlt, solange kann das Argument eines angespannten Haushaltes nicht überzeugen. Die Argumentation nimmt außerdem ein Ergebnis vorweg, das erst dann differenziert bewertbar ist, nachdem bei der jährlichen Haushaltsplanung alle freiwilligen Leistungen unter die Lupe genommen und nach Kosten- und Nutzengesichtspunkten neu priorisiert wurden.

"Es gibt keine geeigneten Räume"

Das zweithäufigste Argument gegen eine gemeindeeigene Bibliothek ist das fehlender Räume. Auch dieses Argument greift nur dann, wenn man dabei an leerstehende Räumlichkeiten denkt, die seit Jahren auf eine Nutzung als Bibliothek warten. Solange anderweitig geplante, frei werdende oder synergistisch nutzbare Räume (Zukunft des Reilinger Heimatmuseums?!) nicht auf dem Schirm sind, wird sich hieran nichts ändern. Ein Gegenbeispiel: St.Leon-Rot nutzt den Erwerb der Kramer-Mühle, um seine beiden kleinen Büchereien in eine großzügige Mediathek zu verwandeln. Ganz offensichtlich kennt man hier den Nutzen einer Bibliothek.

"Wir kooperieren mit Hockenheim"

Mit Blick auf die Nutzenseite ist immer wieder hervorzuheben, dass engagiert geführte Gemeindebibliotheken schon lange keine verstaubten Ausleihstellen für Bücher mehr sind. Sie sind vielmehr aktive Bildungspartner der lokalen Kindergärten und Schulen, aber auch ein zentraler Ort der Bildungs- und Kulturförderung sowie der Begegnung für Bürger aller Altersgruppen. Diese Funktionen lassen sich nicht wie Bauhof und Feuerwehr an andere Gemeinden "outsourcen", zumal weniger mobile Mitbürger hierdurch benachteiligt werden.

"Im Zeitalter der Digitalisierung ..."

Dass junge Menschen ihren Informationsbedarf zunehmend im Internet decken, ist kein Argument gegen eine Gemeindebibliothek, denn zum Einen sind Information und Bildung verschiedene Dinge, zum Anderen sind es ja nicht nur junge Leute, die lesen (76 Prozent der Reilinger Bevölkerung sind lt. offizieller Statistik älter als 25 Jahre). Außerdem muss man sich die Frage stellen, ob wir die eigenverantwortliche Bildung unserer Kinder und Enkelkinder wirklich dem Internet anvertrauen oder aktiv daran beteiligt sein wollen, - auch und gerade dort, wo die Eltern dies nicht vermögen.
Eine unkritisch gepriesene "Digitalisierung" ist hier keine Lösung, sondern ein auf Fehleinschätzungen beruhendes schlichtes Alleinlassen. Übrigens sind es gerade die öffentlichen Bibliotheken, die durch aktive und kompetente Beratung und Unterstützung ganz erheblich dazu beitragen, auch digitale Medien Bürgern aller Altersklassen zugänglich zu machen. Nicht nur das war im Vorschlag vom 15.07.21 ausführlich dargelegt worden.

"Der öffentliche Bücherschrank ..."

Die Tatsache, dass die Frage nach einer eigenen Gemeindebibliothek in Reilingen wiederholt gestellt wurde, deutet darauf hin, dass eine solche Einrichtung vermisst wird, zumal sowohl die Katholische Bücherei als auch die Schülerbücherei in der Friedrich-von-Schiller-Schule inzwischen geschlossen wurden. Der öffentliche Bücherschrank am Rathaus mag als Ergänzung zu einer Bibliothek dienen, vielleicht auch als Ersatz in einer Gemeinde mit 700 Einwohnern, nicht jedoch in einer Gemeinde mit 7700 Einwohnern. Hier ist es eher eine Peinlichkeit, zumal der Ort durch erherbliches ehrenamtliches Engagement davor bewahrt werden muss, als Ablage für Altpapier und Unrat zu dienen. Andererseits müssen viele noch gut erhaltene Bücher, die hierhergebracht werden, aus Platzmangel entsorgt werden. In einer Bibliothek würden diese einer wesentlich umwelt- und ressoucenschonenden Nutzung zugeführt.

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